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Der obere Schleier

Bild von Entropy

In meinem letzten Beitrag habe ich das Grundkonzept des Schleiers vorgestellt: Zwei Parallelwelten (wie originell :) ) die prinzipiell von jedem Lebewesen betreten werden kann. Dort herrschen andere physikalische Gesetze.

Wie ein Schleier - bzw. die Parallelwelt dahinter - nun aber genau aussieht, hatte ich verschwiegen. Möglicherweise sind euch selbst schon Ideen gekommen; oder ihr habt bereits Analogien zu ähnlichen "Effekten" anderer Autoren hergestellt; so weist das Zwielicht von Sergej Lukianenko Ähnlichkeiten zum Schleier auf, dennoch handelt es sich um einen Eigenständigen Effekt der nichts mit bekannten Parallelwelten anderer Erzählungen gemein hat.

Heute möchte ich die Eigenschaften des "oberen" Schleiers vorstellen:

Der obere Schleier

Betritt man den oberen Schleier, so kann man dies so vergleichen, als ob man eine warme, stickige Schankstube verlässt, die sich auf einem Gipfel eines hohen Gebirges befindet. Die Luft ist dünner, klarer und kälter. Es weht steter Wind gen Norden, der obgleich der Kälte, nicht unangenehm empfunden wird -- er ist einfach da.

Außerdem wirkt die Realwelt wie ein ausgeblichenes Foto oder Gemälde, was zu lange direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt war. Die Luft ist mit »Lichtflocken« durchsetzt, die trotz des Windes an einem Ort verharren. Besser gesagt sie schweben, denn sie sind nicht auf einen Platz fixiert. Nähert man sich ihnen, so verblassen sie entweder und verschwinden kurz bevor man sie zu fassen kriegt. Oder sie weichen aus und bewegen sich um einen herum, bis sie wieder an ihrer Ausgangsposition ankommen. Auch wenn diese »Lichtflocken« als leuchtend wahrgenommen werden, beleuchten sie jedoch nichts. In einem abgedunkelten Raum wäre, bis auf die überall existierenden Lichtflocken, alles schwarz.

Strukturen und Objekte

Strukturen aus der Realwelt kann man ebenfalls sehen und berühren. Sie sind massiv, wesentlich schwerer und härter als in der Realwelt. Sie lassen sich dennoch mit entsprechend mehr Kraftaufwand zerstören. So verhält sich zum Beispiel ein Teller klarer Brühe in der Realwelt, im oberen Schleier wie ein Teller mit flüssigem Zement. Holz wirkt so hart wie Stein oder Metall. Und Metall selbst wird nahezu unzerstörbar.

Objekte die in den oberen Schleier mitgebracht werden, behalten ihre vertrauten Eigenschaften, richten jedoch an Objekten der Realwelt wenig aus. So bräuchte ein Kräutersammler fortan eine Säge und keine Sichel mehr, um eine Pflanze im Schleier zu pflücken.

Wird etwas innerhalb des Schleiers manipuliert, so verliert es in der Realwelt in wenigen Augenblicken an Substanz, bis es gänzlich im Schleier verschwindet. Bleibt das Objekt eine Zeitlang unmanipuliert, kehrt es in die Realwelt zurück, behält aber die zugefügte Veränderung bei. Führt man einen Gegenstand aus dem Schleier heraus, so erhält dieser innerhalb weniger Minuten seine normalen physikalischen Eigenschaften zurück.

Lebewesen

Anders verhält es sich mit Lebewesen. Sie sind schemenhaft, als Dunst oder wabernde Gestalt, wie Geister, wahrnehmbar. Befindet man sich selbst im Schleier, so wird man in der Realwelt nicht wahrgenommen. Man gilt quasi als unsichtbar. Berührt man Lebewesen außerhalb des Schleiers, hat dies für die Wesen in der Realwelt ausgesprochen unangenehme Erfahrungen, die als Schmerz wahrgenommen werden. Abhängig von der Art der Berührung und je nachdem mit welchen Mitteln, kann man die Physis der Lebewesen der Realwelt nachhaltig beeinflussen -- zum Guten wie zum Schlechten.

Beobachtet man die Lebewesen außerhalb des Schleiers, so scheinen sich diese langsam und wie in Trance zu bewegen. Das liegt daran, dass man innerhalb des Schleiers den Eindruck hat, die Zeit vergehe langsamer. Tatsächlich ist dies eine subjektive Wahrnehmung. Tatsächlich altern Lebewesen innerhalb des oberen Schleiers etwa fünf mal so schnell wie normal. Könnte ein Säugling ein Jahr lang unbeschadet im Schleier verbringen, so wäre bei seiner Rückkehr etwa fünf Jahre alt. Man kann also Zeit gut machen; wird dabei aber grundsätzlich schneller altern.

Was viel bedeutsamer ist als der schnellere Alterungsprozess, sind jedoch andere physische Auswirkungen: Verweilt man lange im Schleier, so brechen längst verheilt geglaubte Verletzungen wieder auf. Krankheiten beschleunigen sich um ein vielfaches. Ein leichter Schnupfen kann innerhalb weniger Tage zu einer tödlichen Bedrohung für den Körper werden. Am ehesten ist dies an mitgebrachten einfachen Lebensformen (z.B. Bakterien, Kaulquappen) wahrnehmbar. Sie sterben nach kurzer Zeit und die Biomasse scheint nicht zu verrotten, sondern sich schlicht aufzulösen.

Macht des Schleiers

Wissenschaftler oder Magier werden dennoch die Auswirkungen des Schleiers zu schätzen wissen. Es gibt hier keinerlei störende Strahlung oder magische Energie die eigene Experimente stört. Selbst der substanzlose Wind kann ignoriert werden. Die Herstellung magischer Artefakte und die Durchführung alchemistischer oder technischer Experimente innerhalb des Schleiers gelingen besser als in der Realwelt.

Grund dafür ist vermutlich, dass der obere Schleier die Macht die in ihm zugrunde liegt schlichtweg absorbiert. Die absorbierte Macht schirmt dabei zuverlässig einen Teil der Physik der Realwelt ab. Während man sich im unteren Schleier mit Macht aufladen kann, so vergeht die Macht im oberen Schleier relativ zügig, sofern man sich nicht dagegen wehrt. In der Realwelt ist die Schleiermacht zwar auch gegenwärtig, sie vergeht aber unaufhaltsam -- man vermutet sie wird vom oberen Schleier abgesaugt.

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Das Grundkonzept ist, wie Du

Das Grundkonzept ist, wie Du anmerkst, noch nichts Unbekanntes. Mit diesem Beitrag beginnt das Ganze jetzt Substanz zu bekommen. Die beschriebene Grundstimmung des oberen Schleiers gefällt mir recht gut. Was ich mir persönlich noch wünschen würde, sind mehr Hooks, die direkt Konflikte oder Handlungsfäden anregen. Da sind z.Z. vor allem die "schmerzende Berührung realweltlichen Lebens" und die Magie-Effekte interessant. (Die schnellere Alterung, Verletzungen und Krankheiten empfinde ich eher als "Machtdämpfung" - was aber durchaus sinnvoll sein kann.)

In diesem Sinne werde ich mitverfolgen, was da noch kommt.

Viele Grüße

Bild von Drak

Habt ihr die Schleier schon getestet?

Falls ja: Wie lief die Runde?

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Mütze


„Wir haben viel gewürfelt, die ±W6-Mechanik haben die Spieler schnell verinnerlicht […und haben sich gefreut…], dass die Werte zur Vor­stellung passen.“
— PiHalbe: Katzulhu
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